Von den Freifliegern: Zu viele Fehler verhindern gute Ergebnisse

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Mitte August nahmen Stefan Huhn, Dirk Halbmeier und Thomas Weimer an den Deutschen Meisterschaften im bayerischen Manching teil. Dirk und Thomas traten als Titelverteidiger in F1A bzw. F1H an und wollten versuchen, nach ihren letztjährigen Siegen wieder ein gutes Ergebnis zu erzielen. Nachdem sich am Freitag der starke Regen verzogen hatte, begann, wenn auch verspätet, der Wettbewerb in F1H. Der Wind war zeitweise recht kräftig und blies quer über den Platz. Es blieb bedeckt und zwischendurch gab es immer wieder einige Tropfen von oben, keine leichten Bedingungen. Im ersten Durchgang flog Thomas die Maximalzeit, was etwa der Hälfte der Teilnehmer nicht gelang. Zu Beginn des zweiten Durchgangs war es besonders windig, aber Thomas begann im Vertrauen auf das Modell und das eigene Können mit dem Schleppen seines Modells. Alle anderen Teilnehmer warteten und schauten nur zu. Nach etlichen Minuten des Kampfes mit den Elementen spürte Thomas einigermaßen gute Luft, klinkte das Modell aus und hoffte auf eine volle Wertung. Leider war die Luft sehr verwirbelt und trotz guten Fluges fehlten am Ende doch 10 Sekunden. Kaum war das Modell gelandet, unterbrach der Wettbewerbsleiter wegen der Wetterbedingungen vorübergehend den Durchgang. Alle anderen konnten somit ihre Flüge etwa 20 Minuten später bei wesentlich besseren Bedingungen absolvieren. Im dritten Durchgang, dem letzten am Freitag, konnte Thomas dann wieder problemlos die Maximalwertung erfliegen. Der Wettbewerb wurde dann am Samstag fortgesetzt und weil sich das Wetter deutlich gebessert hatte wurden die restlichen zwei Durchgänge mit einem erhöhten Maximum von 180 (statt der in F1H üblichen 120) Sekunden geflogen. Thomas erfüllte diese Forderung in beiden Flügen sicher und kämpfte sich in der Gesamtwertung wenigstens noch auf den dritten Platz nach vorne. Den Sieg machten dann im Stechen die beiden Teilnehmer untereinander aus, die in allen fünf Durchgängen das Maximum erreicht hatten.
Mit den erflogenen Punkten konnte sich Thomas allerdings mit deutlichem Vorsprung den Sieg bei Deutschen Pokal in der Klasse F1H sichern, hatte er doch drei Wochen zuvor mit der vollen Punktzahl den Grundstein dafür gelegt.


nach dem ersten Stechen in F1H


 

Am Nachmittag begann dann der Wettbewerb in F1A und am Samstag konnten noch vier Runden geflogen werden. In den ersten beiden flogen Stefan, Dirk und Thomas bei guter Thermik sicher die Maximalzeiten von drei Minuten. Beim dritten Start fehlten Stefan dann wenige Sekunden. Im vierten Durchgang spät abends waren dann Wind und Thermik fast völlig eingeschlafen und der Wettbewerbsleiter erhöhte die geforderte Flugzeit auf 240 Sekunden. Dirk und Thomas schafften diese Anforderung mit ihren großen Modellen und der entsprechenden Trimmung sicher, Stefan büßte leider wieder einige Sekunden ein.
Der Wettkampf wurde dann Sonntag früh fortgesetzt, nachdem sich der Nebel recht schnell verzogen hatte. Es war wiederum fast windstill und alle Anzeichen, z.B. von den Probeflügen deuteten auf gleichmäßige neutrale Luft. Thomas ging als erster an den Start und hatte im großen Modell eine Trimmung programmiert, bei der nach einigen Sekunden die Gleitkurve größer gestellt wird. Diese hatte schon oft bei entsprechendem Wetter gut funktioniert und sicher Zeiten deutlich über vier Minuten erbracht. Diesmal stellte sich das jedoch als Fehlentscheidung heraus. Nach gutem Start flog das Modell zunächst stabil, gelangte dann aber über den geparkten Autos doch in Turbulenzen. Es pumpte dann einige Male. Zwar stabilisierte es sich wieder und flog dann bis zum Ende gut, aber wegen der verlorenen Höhe wurden es nur 206 statt der gewünschten 240 Sekunden. Mit der Normaltrimmung hätte es wohl sicher gereicht.
Dadurch war Dirk, der als zweiter fliegen wollte, wohl etwas verunsichert. Er stellte seine Gleitkurve wieder enger ein. Der Start gelang auch ihm sehr gut, jedoch zeigte sich bald, dass sein Modell nun etwas zu eng kreiste. Er hatte die störungsfreie Luft, die Thomas’ Modell gebraucht hätte. So fehlten Dirk am Ende leider auch sechs Sekunden. Stefan gelang der Start nicht so optimal, sodass sein Modell trotz guten Gleitflugs die vier Minuten ebenfalls nicht schaffte. Damit waren die Aussichten auf Platzierungen ganz vorn natürlich vorbei und die gute Stimmung dem Ärger über vermeidbare Fehler gewichen. Aber es waren ja noch zwei weitere Durchgänge zu fliegen. Stefan und Thomas erreichten dabei sicher die Maximalzeiten. Bei Dirk jedoch lief es nicht mehr so gut. Fehlten in der sechsten Runde nur einige Sekunden so büßte er im letzten Durchgang noch mal erheblich Punkte ein.
So belegte Thomas am Ende den 14. Platz, Dirk wurde 25. und Stefan erreichte Platz 26.
Nur drei Teilnehmer kamen ins Stechen. Entsprechend groß war unser Ärger, denn es wäre viel möglich gewesen. Zudem verpassten wir drei den dritten Platz in der Mannschaftswertung nur um neun Sekunden.


an der Startstelle bei der EM

 

Zwei Wochen später trat Thomas dann bei den Europameisterschaften in Bulgarien an. Zunächst flog er davor im Rahmen des Weltcups den Wettbewerb in F1H mit, um die Bedingungen kennen zu lernen. An diesem Tag war das Wetter gut und Thomas erreichte mit zwei weiteren Piloten das Stechen. Ein Stechflug konnte noch am selben Tag durchgeführt werden, dabei flogen wieder alle drei die volle Zeit. Das zweite Stechen konnte am nächsten Tag nicht durchgeführt werden, da es sehr stürmisch war. Das war auch der Grund, warum Thomas den Weltcup in F1A, der an diesem Tag stattfand, nach zwei Runden abgebrochen hat. Am nächsten Morgen war es immer noch ziemlich windig, aber das Stechen konnte geflogen werden. Leider erzielte Thomas nur die drittbeste Zeit, der Sieg ging nach Israel und der zweite Platz nach Schweden.

Nach weiteren Trainingstagen und der üblichen Modellkontrolle sowie der Eröffnungsfeier stand dann endlich der Tag der Europameisterschaft in F1A an. Das Wetter war recht gut, auch wenn es bei großer Hitze von über 35°C in solch trockenen Gebieten nie ganz einfach ist. Aber der Wind war eher schwach, so dass es insgesamt gut fliegbar war.
In den ersten sechs Runden absolvierte Thomas einen hervorragenden Wettbewerb, mit souveränem, selbstbewusstem Auftreten, perfekt vorbereiteten Modellen, stets richtigen Entscheidungen und entsprechend sicheren Flügen.
Aber im letzten Durchgang passierte dann doch, was niemand erwartet hätte und eigentlich auch keiner erklären kann. Thomas schleppte sein Modell wie üblich hinter der Startlinie, beobachtete das Geschehen, prüfte die Luft und wartete auf den richtigen Moment zum Starten. Dann kam ein Modell von weiter vorn geflogen, dass auch am Steigen war (und übrigens auch voll flog). Thomas spürte diesen Auftrieb selbst an der Leine und da alle Anzeichen für ausreichend gute Thermik sprachen, startete er direkt neben das andere Modell. 
Statt zu steigen baute der Flieger jedoch die Höhe so schnell ab, wie man es nur selten bei Absaufern erlebt. Thomas hatte die wohl sehr enge und starke Thermik knapp verpasst und das Modell flog stattdessen im ebenso starken Abwind. Wenige Minuten später wäre es so einfach gewesen. Dann nämlich zeigte ein großer Pulk von mehreren Modellen sichere Thermik an. So aber kamen die katastrophale Flugzeit von nur 57 Sekunden aus voller Ausklinkhöhe und der 66. Platz insgesamt heraus. Da tröstet es nur wenig, dass in Bulgarien die gesamte deutsche Mannschaft ein ziemlich schlechtes Bild abgab. In der Nationenwertung belegten wir nur den 15. Rang, im Gegensatz zu einigen Podestplätzen in den vergangenen Jahren. Der Sieg ging in F1A dann nach zweimaligem Stechen an einen Sportler aus Israel, ebenso wie die Mannschaftswertung. Thomas konnte bei den Stechen nur noch enttäuscht zuschauen, die Gedanken immer bei seinem letzten Flug und wieder den Überlegungen, was eigentlich möglich gewesen wäre …..


Starthelfer mit Thomas’ Modell bei der EM

 


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