Schwedische Woche
(Bilder: Dirk Halbmeier)
Am 24.06.15 war es wieder so weit. Es ging nach Schweden, wo traditionell gleich 3 Weltcup-Wettbewerbe geflogen werden.
Diesmal war es eine Reise ohne Thomas, der in den letzten Vorbereitungswochen vor der WM kein unnötiges Risiko mehr
eingehen wollte. Die Wetterprognose gab auch Anlass zur Skepsis - im letzten Jahr gab es viel Sonne und wenig Wind -
diesmal sollte es genau anders rum sein. Dazu recht kalt und gelegentlich Regen.
Leider hielt die Prognose das Versprechen und so war am Anreisetag nicht wirklich ein Training möglich. Einige unerschrockene
versuchten ihr Glück - so auch meine mitgereisten schwäbischen Freunde - ich verzichtete auf das Experiment und hoffte
auf den nächsten Tag. Am nächsten Morgen um 7 Uhr war bereits Briefing und der Schwedische Weltcup startete mit sehr
guter Besetzung pünktlich um 8 Uhr. Windig und kalt aber noch fliegbar. Die Maximalzeiten mussten auf 150 s reduziert
werden, da das Fluggelände bei diesen Windgeschwindigkeiten einfach zu klein war. Ich kam trotz des immer stärker werdenden
Windes eigentlich gut zurecht, leider erwischte es mich im 4. Durchgang. Das Modell hatte nach 2 min noch ausreichend Höhe,
bis es offensichtlich von einer sehr turbulenten Luftströmung erfasst wurde und fast unterschnitt. Es beruhigte sich erst
kurz über dem Boden - aus der Traum vom Stechen. Bei der etwas unsanften Landung wurde das Modell auch noch beschädigt
und es ging mit dem Ersatzflieger weiter, der seine Sache aber gut machte. Letztlich haben es bei den schwierigen Bedingungen
7 Piloten geschafft und warteten am Abend auf eine Möglichkeit zum Stechen. Gegen 21 Uhr wurde dieser Versuch abgebrochen
und auch bei der Prognose für den nächsten Tag war klar, dass hier kein Stechen möglich sein wird. Das war allerdings
kein Problem, da wir ja insgesamt 4 Tage zur Verfügung hatten.
Dirk als Starthelfer
Der nächste Tag begann ebenfalls um 7 Uhr mit dem Briefing und 8 Uhr Startbeginn für den Dänischen Weltcup. Das Wetter
war praktisch eine Kopie des Vortags, wobei ich den Eindruck hatte, dass es bereits früh etwas windiger war. Dafür sollte
es dann ab Mittag ruhiger werden. Also den Wind-Ersatzflieger ausgepackt und los ging's. Am Ende des Tages standen für mich
die ersehnten 5 Maximalflüge in der Wertung. Diese waren insbesondere für die Qualifikationswertung zur Nationalmannschaft
wichtig. Im 4. DG war es allerdings richtig spannend - der Flieger sackte zum Ende der Flugzeit durch und landete nur 0,3 s
über der geforderten Maximalzeit. Aber danach fragt ja am Ende keiner, auch wenn es ziemlich nervenaufreibend war. 11
Piloten kamen mit dem Wetter am besten zurecht und erreichten das Stechen. Diesmal entschied man sich, nicht länger zu
warten und gleich beide Stechen für den nächsten Morgen anzusetzen. Hier hätten wir eigentlich frei gehabt und so hieß es
aber, 5:30 Briefing und 6 Uhr Beginn des Stechens. Zumindest waren wir diesmal vor 20 Uhr im Hotel und konnten uns etwas ausruhen.
Die Prognose für den nächsten Tag war eigentlich recht gut - der Wind sollte endlich nachlassen. Das tat er dann auch - es
waren ca. 1-2 m/s Wind und bedeckter Himmel. Ideale Bedingungen - leider hatte es in der Nacht geregnet und es war alles
furchtbar nass. Pünktlich um 6 Uhr ging es los und da wir ja nichts auslassen, begann es auch noch leicht zu regnen. Ich war
ja nur Zuschauer (habe noch einige Testflüge gemacht) und es war klar, Thermik gibt es keine. Es kam auf den besten Start
und die optimale Trimmung an. Wie schon so oft, hatte der mehrmalige Weltmeister aus Schweden, Per Findahl, das beste
Gesamtpaket und gewann souverän. Es ist beeindruckend, wie gelassen und konstant dieser Pilot fliegt. Er wartet oft in der
Luft bis zum Ende des Zeitfensters von 10 min und findet meist selbst den kleinsten Aufwind. Dann natürlich ein perfekter
Start (bei 50 m Leinenlänge katapultiert er die Flieger auf über 110 m!) und ein perfektes Flugbild. Ich kann mich nicht
daran erinnern, dass einer seiner Flieger jemals pumpte oder es sonst irgendeinen Defekt gab. Perfektionist eben.
Ich versuchte derweil immer noch meinen Stech-Flieger zu trimmen und hatte Schwierigkeiten beim Startübergang. Er zog beim
Beschleunigen immer zu sehr nach rechts und ich musste mehrfach korrigieren. Der letzte Start war gut und es hätte im Stechen
sicher für den 3.Platz gereicht. Hätte, hätte.
Um 7 Uhr sollte dann das Stechen zum Danish Cup starten. Warum auch einfach nicht was Neues... - der Wind drehte und wir mussten
ca. 1,5 km umziehen. Also alles einpacken und los ging's. Dafür hörte endlich der Regen auf und die Sonne ließ sich am Himmel
sehen. Ein wenig Wärme konnte nicht schaden - wir mussten uns aber beeilen, bevor es zu thermisch wurde. Die Startstelle war
alles andere als optimal - das nasse Gras ging teilweise bis zur Hüfte. Pünktlich um 7:30 ging es dann los - es gab auch
einige Leinenbehinderungen und ich entschied mich nach ca. 5 min (10 min Zeitfenster) zu starten. Die Luft fühlte sich gut
an und ich bekam beim Start richtig Druck auf die Leine. Erfreulicherweise etwas mehr als beim Probestart (mehr Druck heißt
mehr Geschwindigkeit und damit mehr Abflughöhe), aber dafür hatte ich wieder diese Rechtstendenz und verlor oben sicherlich
8-10 m. 304 sek und der 6. Platz waren es dann am Ende - wäre der Start perfekt gewesen, wäre sicherlich der 3.Platz möglich
gewesen. Hätte, hätte... Gewonnen hat: Per Findahl aus Schweden mit über 8 min Flugzeit. Er hatte natürlich ein leichtes Tragen
erwischt. Zweiter wurde Anton Gorski - beide flogen identische Konstruktionen. Anton hatte einige Pumper nach dem Start und
verlor dadurch Höhe, flog aber immer noch über 6 min. Per natürlich mit perfektem Start und tollem Flug. Danach hieß es für
uns zurück ins Hotel - frühstücken und ausruhen. Am Abend sind wir dann noch trainieren gewesen. Es regnete zwar leicht, aber
der Wind war schwach und wir freuten uns auf den nächsten Tag.
Am 28.06. begann dann um 8 Uhr der norwegische Weltcup. Die Sonne war da und der Wind schwach. Es war eigentlich leicht zu
fliegen, aber man musste immer auf der Hut sein, es dauerte manchmal länger, bis sich die Thermik ablöste. Startete man zu früh,
waren die geforderten 180 s nicht zu schaffen. Durch die einsetzende Thermik wurde es etwas turbulenter und für mich noch mal
spannend. Im letzten Durchgang war ich wohl etwas spät gestartet und die Thermik schon weg. Perfekter Start allerdings und
das Modell suchte mit großer Kurve selbst ein Aufwindfeld. Sah dann alles sicher aus, aber nach 2 min ging's abwärts. Meine
Nerven...der Zeitnehmer stoppte die Uhr nach 180,12s. Knapper geht's nicht und ich war mit 13 weiteren Piloten im Stechen,
welches am Abend geflogen werden musste (es war der letzte Tag). Es begann das Warten und der Wind wurde eher mehr als weniger.
Letztlich wurde entschieden, um 21 Uhr ein 7 min Stechen zu fliegen. Ich wollte es unbedingt besser machen als am Tag zuvor
und hatte nach 5 Probestarts endlich diese Rechtstendenz weggetrimmt. Das ließ hoffen.
letzte Korrekturen an der Trimmung
Pünktlich um 21 Uhr ging es los - es strömte noch deutlich und mir war klar, dass es sehr weit gehen wird. Nach ca. 6 min bin
ich gestartet - toller Start und ein schöner Flug. 343 s haben die Zeitnehmer gestoppt - ich war zufrieden. Mit dem Auto ging
es dann los, um den Flieger zu bergen. Er landete nach ca. 2,5 km auf einem Feld. Keine Beschädigung - ich war glücklich.
Noch glücklicher war ich nach meiner Rückkehr. Mein Flug hatte zum 3. Platz gereicht und Mikhail Kosonozhkin (Russland) hatte
den Hattrick von Per Findahl verhindert. Allerdings ist Per aus Sicherheitsgründen so kurz vor der WM nur mit seinem
Ersatzmodell geflogen. Kurz nach 23 Uhr waren wir dann endlich und ziemlich erschöpft im Hotel.
Tolle 4 Tage gingen somit zu Ende - wie immer souverän und unaufgeregt von den Skandinaviern organisiert. Wir kommen im nächsten
Jahr sicher wieder und Thomas ist dann bestimmt auch wieder dabei!
06.09.2015 - Dirk Halbmeier
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