Abenteuer in Thüringen
 
(Bilder: Thomas Weimer)


Anfang April waren Andre und Thomas zu den bundesweit ausgeschrieben Wettbewerben um den Kesslarpokal sowie um den Leuchtenburgpokal in Kesslar/Thüringen. Es gab immerhin Teilnehmer aus 9 Bundesländern.
Am Samstagmorgen stand für Andre zunächst das Stechen für die DHP Gesamtwertung 2015 an. Leider hatte Andre technische Probleme mit dem Modell und flog deshalb viel schlechter als es nach den letzten Trainings- und Wettbewerbsergebnissen zu erwarten war. So belegte er schließlich in der Gesamtwertung den 6. Platz, in der Unterkategorie DHP-C hatte er den 2. Platz schon vorher sicher.
Später am Vormittag begann bei gutem Wetter der erste Pokalwettbewerb. Andre flog in F1H, Thomas in F1A. In der ersten Runde schafften beide die geforderte Maximalzeit. Thomas ereichte diese auch in den anderen Durchgängen, eine erfolgreiche Wettbewerbspremiere seines neuen Modells. Dabei waren die Landungen bei den zwei letzten Flügen schon bemerkenswert. In Runde 4 flog das Modell bis an den Ortsrand von Kesslar und landete 2 Meter hinter einem Misthaufen. Anschließend legte es beim 5. Start noch eine etwas weitere Strecke zurück und landete im Ort, aber unbeschädigt auf einem kleinen Acker. Dahin konnte Thomas aber nicht direkt laufen, weil er unterwegs von einem Einwohner von dessen (offenem) Grundstück vertrieben wurde, unter Androhung von Prügel und dem Drohen mit dem Spaten. Mit einem kleinen Umweg konnte das Modell dann geborgen werden.
Andre hatte erneut technische Probleme und war am Ende unzufrieden mit seinem Ergebnis. Drei F1A Piloten hatten am Ende das Stechen erreich, einer aus Hessen, einer aus Thüringen und Thomas. Die Flugzeit konnte aber nicht wie üblich erhöht werden, weil die Modelle ja schon bei 3 Minuten Flugzeit den Ort erreichten. So einigten sich die Teilnehmer mit der Wettbewerbsleitung darauf, die Flugzeit bei 3 Minuten zu lassen. Allerdings mussten die Modelle spätestens nach der 2. Kreisschlepprunde gestartet werden, es war also keine normale Thermiksuche möglich. Mit einem souveränen Start und einem guten Flug, auch ohne Thermik, setzte sich Thomas schließlich deutlich durch und gewann den Wettbewerb.
Nachdem der Samstag schon sehr erlebnisreich war, bot der Sonntag dann weitere Abenteuer. Das lag zum Teil auch am Wettbewerbsleiter (ein anderer als Samstag), der wohlwollend ausgedrückt einige unglückliche Entscheidungen traf. Jedenfalls hatte er offensichtlich keine Ahnung vom vorhergesagten Wetter und der Windrichtung. Am Vortag wurden alle Teilnehmer ermahnt pünktlich zu sein, damit der Wettbewerb planmäßig beginnen und rechtzeitig enden kann. Aber dann ging es doch erst eine Stunde später los und das beste Wetter des Tages war vertrödelt. Im ersten Durchgang waren 180 Sekunden Maximalzeit angesetzt, obwohl viele Teilnehmer erwarteten, dass dabei von der nicht optimalen Startstelle aus die Modelle in der Nähe der Straße landen würden. Thomas flog als erster seine Volle und beobachtete durch das Fernglas, wie ein Auto plötzlich langsamer fuhr, als sein Modell beim Heruntertrudeln mit der Thermikbremse den Boden ereichte. Zum Glück fuhr das Auto weiter, das Modell wurde also nicht entwendet. Aber es war klar, dass es auf oder dicht neben der Straße lag. So lief Thomas nicht wie üblich zu Fuß zum Flieger, sondern beschleunigte das Rückholen mit seinem Auto. Das Modell lag 3 Meter hinter der Straße, Glück gehabt. Gerade als Thomas zurückfuhr, landete ein anderes Modell genau auf der Straße, welches Thomas gerade noch vor dem nächsten Wagen retten konnte. Daraufhin verkürzte der Wettbewerbsleiter noch während des Durchgangs die Maximalzeit auf 150. Für die 2. Runde waren zunächst auch 150 angesetzt, obwohl der Wind schon weiter zugenommen hatte. Thomas flog wieder als erster und prompt landete sein Modell nach der Thermikbremse aus großer Höhe noch hinter der Straße im Wald. Durch das Fernglas war zu sehen, dass der Flieger in einem recht hohen Baum hing. Darauf hin verkürzte der Wettbewerbsleiter die Flugzeit erneut auf 120 Sekunden, zu spät für Thomas. In der Hoffnung das Modell mit Klettern und langen Stangen bergen zu können fuhr Thomas mit einem Freund zum Wald. Es stellte sich aber heraus, dass das gute Stück in ca. 30 Metern Höhe in einer Buche hing, die bei den ersten 10 Metern einen gewaltigen Durchmesser und keine Äste hatte. Keine Chance, den Flieger allein zu bergen. Zurück an der Startstelle war der Durchgang inzwischen unterbrochen und endlich wurde die Startposition verlegt. So hatte Thomas genügend Zeit, mit dem Handy professionelle Baumkletterer in der Nähe ausfindig zu machen, die am Sonntag helfen konnten und wollten. Das gelang. Eine Stunde später kam ein netter und cooler junger Mann und Thomas zeigte ihm das Modell im Baum. Der Helfer entschied, einen weiteren Freund und zusätzliche Ausrüstung zu holen, um die Bergung später zu versuchen.
So konnte Thomas inzwischen den Wettbewerb weiterfliegen, der 3. Durchgang sollte in Kürze beginnen. Mit einem anderen Modell flog er wieder sicher voll, aber die Landung war erneut spannend. Diesmal kam der Flieger in einem Rapsfeld herunter, direkt neben der riesigen Maschine, mit der der Bauer gerade irgendwelches Gift versprühte. Aber der Landwirt war gut drauf, er hatte nichts dagegen, dass wir in seinem Feld herumliefen. Er zeigte einem anderen Piloten sogar dessen Modell, dass am Feldrand in einer Hecke lag und welches er von seiner Maschine aus schon gesehen hatte. Im 4. Durchgang, bei inzwischen teilweise schon recht starkem Wind, flog Thomas erneut voll und hatte diesmal Glück, dass das Modell dicht vor dem Ort landete. Nach dieser Runde wurde der Wettbewerb dann abgebrochen. Durch etliche Verzögerungen vor und während des Wettkampfs und den nun starken Wind machte es tatsächlich nicht viel Sinn, weiterzufliegen. Das nötige Stechen soll Ende April bei den Mitteldeutschen Meisterschaften in Hessen ausgeflogen werden. Andre flog diesen Wettbewerb erneut in F1H, hatte also die Aufgabe, viermal 120 Sekunden zu schaffen. Das gelang ihm in den Runden 1, 3 und 4 sicher. Im 2. Durchgang hatte er Pech mit der Bodenströmung in dieser Windrichtung, die sein Modell etwas zum Pumpen brachte, so dass er die Maximalzeit nicht ganz schaffte. Nach dem Abbruch fuhr Thomas wieder zur Buche, wo die beiden Kletterer gerade mit der Bergung beginnen wollten. Zuerst wurde ein Seil über den ersten großen Ast geschossen, daran zog sich einer der beiden (der Industriekletterer) in Bergsteigermanier nach oben. Sein Freund sicherte von unten. Ab dort konnte er schrittweise auf Ästen weiterklettern, immer durch Seile gesichert.

Schließlich gelangte er bis zum Modell, das aber etwas außerhalb des dicken Stammes hing. Halb kopfüber hängend gelang es ihm aber, die Tragfläche zu fassen, das Modell heranzuziehen und aus den Ästen zu befreien.

Der Flieger wurde dann an einem Seil bis zum Boden abgelassen und kam praktisch unbeschädigt dort an, sensationell !!!
Thomas war glücklich, schließlich hat so ein Modell ja auch seinen Wert und es war weder verloren, noch musste es repariert werden.

Der Kletterer seilte sich danach selbst ab und war schnell wieder unten. Die ganze Bergung hat aber doch fast 90 Minuten gedauert.


Thomas Weimer 18.04.2016


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